Arbeitsgemeinschaft Energie
Bertha-von-Suttner-Gymnasium
Heerstrasse 117
89233 Neu-Ulm
Projektleitung Margit Fluch
17.01.2001



Herrn
Bundeskanzler Gerhard Schröder



Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

es ist vielleicht etwas ungebührlich, dass sich eine Schülergruppe mit ihrem Anliegen gleich an die höchste Instanz unseres Staates wendet, doch ich denke, dass außergewöhnliche Probleme auch unkonventionelle Lösungsstrategieen erfordern.

Wir meinen in der Tat, dass wir etwas herausgefunden haben, was die Aufmerksamkeit an höchster zuständiger Stelle verdient, weil es von enormer wirtschaftlicher und klimapolitischer Bedeutung ist. Wir haben im Rahmen eines Energiesparprojekts herausgefunden, warum Sanierungsarbeiten im Heizungsbereich oft nicht zu den erwarteten Energieeinsparungen führen und ein beträchtlicher Teil derEnergie weiterhin sinnlos verpufft.

Für unsere Erkenntnisse wurden wir nicht nur mit Preisen (u.a. mit dem Tutzinger Umweltpreis) ausgezeichnet , sondern durften unsere Analysen auch im Kreistag und im Landtag präsentieren, sowie Herrn Umweltminister Dr. Schnappauf einschlägige Unterlagen überreichen. Damit war für uns aber der Instanzenweg vorläufig beendet, da wir vom Bayerischen Umweltministerium mit einem zwar sehr wortreichen, aber wenig hilfreichen Schreiben abgespeist wurden des Inhalts: Das Problem ist uns durchaus bekannt, wir haben alles voll im Griff und danken im übrigen für die engagierte Mitarbeit.

Auf den Inhalt bzw. die Ergebnisse unserer Arbeit wurde leider nicht eingegangen, vielleicht deshalb, weil die von uns gemachten Lösungsvorschläge den Kompetenzbereich einer Landesregierung überschreiten (u.a. Änderung einiger Bestimmungen in der VOB, also ein Gesetzgebungsverfahren).

Die Bedeutung der von uns aufgezeigten Mängel liegt darin, dass sie niicht nur unsere Schule betreffen, sondern nach Meinung aller von uns befragter Fachleute fast alle Privathäuser und über 90% alleröffentlicher Gebäude. So haben trotz zahlreicher Sanierungsmaßnahmen viele Schüler und Lehrer nach wievor damit zu kämpfen, dass es an ihrer Schule sowohl chronisch überhitzte als auch zu kalte Räume gibt.

Die Erklärung für diesen energiefressenden Mangel (Einsparpotenzial zwischen 10% und 30%) sowie eine Erklärung dafür, dass der Mangel so verbreitet ist, obwohl seine Bedeutung allen Fachleuten bekannt ist, finden sie auf der Homepage unseres Teams unter  www.energieteam-bvsg.de.

Dass unsere Analysen ein ernsthaftes Problem aufgedeckt haben, ist nicht nur an den verliehenen Preisen ablesbar, sondern auch an der Tatsache, dass der angesehene Ulmer Initiativkreis nachhaltige Wirtschaftsentwicklung e.V. (im Internet vertreten unter  www.unw-ulm.de) vor kurzem beschlossen hat, darüber ein EU-Forschungsprojekt durchzuführen (mit demvorläufigen, weil etwas länglichen Arbeitstitel: Realisierung des Einsparpotenzials bei Heizungssanierungen unter besonderer Berücksichtigung von Schulen und den in Verbindung mitEnergiesparaktivitäten möglichen Bildungsprozessen als Beitrag zur Schulentwicklung).

Die Zusammenarbeit mit Schulen ist bewusst gewählt, weil das Problem einer wirklich Energie einsparenden Heizungssanierung allein schon wegen der damit verbundenen Kosten nicht nur ein technisches und wirtschaftliches Prblem ist, sondern vor allem ein Akzeptanzproblem, das nur durch Herstellung vonÖffentlichkeit befördert werden kann.

Wir bitten Sie, uns die Möglichkeit zu eröffnen, unsere Arbeitsergebnisse vor zuständigen Entscheiduungsträgern im Umelt- bzw. Wirtschaftsminiisterium vortragen zu dürfen, die bereit sind, unbefangen auch unkonventionelle Wege zu beschreiten und Vorschläge auch dann ernsthaft zu prüfen und aufzugreifen, wenn sie nicht von ausgewiesenen Experten stammen, sondern nur von einer kleinen Schülergruppe, die allerdings der Überzeugung ist, ein wesentlichen Anstoß zur Erreichung des von der Regierung angestrebten Klimaschutzzieles geben zu können.



Mit vorzüglicher Hochachtung


Margit Fluch